Radtour durch Deutschland  -  Teil  I

 

Meine Radtour von Großenwiehe nach Trier

12 Tage - 1322 km.

 

Ich war die Tage vor der Reise schon aufgeregt. Dies ist nicht meine erste Fahrradtour, aber ich bin das erste Mal solo mit Zelt unterwegs. Mein selbst aufgebautes Tourenrad ist bepackt als ginge es auf Weltreise. 38kg Gepäck sind verteilt in den Gepäcktaschen vorn und hinten, in der Lenkertasche sowie auf dem Gepäckträger. Die Maschine fährt sich wie ein Panzer, und einmal in Bewegung habe ich einen Bremsweg wie ein Öltanker.

Glück Auf!

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Großenwiehe - Trier
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Mein Lastenesel
Mein Lastenesel

 

Montag, 16.Juli / 150 km

 

Mein -Abenteuer- beginnt früh morgens nach dem Frühstück. Abschied von Moni, und ich setzt mich in Bewegung. Nach fünf Kilometern wird zum ersten Mal die Regenjacke herausgekramt. Das heutige Wetter bleibt in stetigem Wechsel, jedoch überwiegend gut. Da mir die erste Etappe nach Tornesch bekannt ist, gibt es nicht viel Kartenlesen. Vor lauter Aufregung vergesse ich aber natürlich, das obligatorische Breiholzfoto zu schießen. Die Fähre über den Nord – Ostseekanal. Aufs Mittagessen in Hohenwestedt habe ich mich schon gefreut. In einem Imbiss gibt es Mittagstisch. Hier war ich schon mit Mikele. Als ich nach dem Mittagessen aufbreche, werde ich von einem Autofahrer während der Fahrt durchs geöffnete Fenster darauf aufmerksam gemacht, dass die Strecke, die ich wahrscheinlich fahren will, gesperrt ist. Das haut mich schlichtweg um, und zeigt mir, dass ich nicht allein bin!!! Ich fahre die empfohlene Wegstrecke und freue mich über die Hilfsbereitschaft, die mir noch des Öfteren auf der Reise vergönnt ist. Nach guten 150 km die Ankunft in Tornesch bei Astrit und Pit, wo ich für heute noch einmal ein Dach über dem Kopf habe, und abends mit Pit noch ein gut gekühltes Weizen trinken kann – das peerlt ;) 

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Dienstag, 17.Juli  / 105 km und 4 Seemeilen

 

Um 07:45 ab Tornesch über Wedel nach Hamburg. Der Radweg entlang der Elbe ist schon etwas Besonderes. Hinter Wedel hat man von dem hier hoch gelegenen Radweg einen traumhaften Ausblick auf den Strom. Auf dem folgenden Weg bis in Hamburgs City gibt es ständig etwas Besonderes zu entdecken. Lange Strandpromenaden mit dem alten Schweden, Övelgönne, mit den alten Kapitänshäusern und dem Museumshafen. Die Haifischbar, wo Addi Münster meinen Vater begeistert hat und der Schellfischposten, wo Ina Müller Stimmung in die kleine Bude zaubert. Jetzt der Hamburger Fischmarkt, die Landungsbrücken und die Elbphilharmonie vor der neu entstehenden Hafen City Hamburg. Mehr Sehenswertes auf so wenigen Kilometern geht nicht. Für wenig Geld kaufe ich ein HVV Ticket und fahre mit dem Schiff (Linie 62) bis Finkenwerder. Über den Finkenwerder Wochenmarkt führt der Weg jetzt entlang dem Airbusgelände, wo ein landendes Großflugzeug keine 100 Meter neben mir aufsetzt. Weiter am Elbdeich entlang durch Apfel- Kirsch- und Erdbeerplantagen. Die Früchte werden, sehr verlockend, auch an der Straße verkauft. Und viele, viele schöne alte Häuser säumen den Weg. Die positive Überraschung des Tages - Buxtehude. Eine besonders schöne Altstadt mit einer beruhigenden Ausstrahlung. Und es ist, woher wussten die Buxtehuder dass ich komme, geflaggt. Von hier ist meine grobe Richtung Bremen. Um 16:30 erreiche ich den Campingplatz in Zeven, nachdem ich 10 Kilometer hinter einem Traktor mit Jahrmarktswagen im Windschatten gefahren bin. Den konnte ich einfach nicht ungenutzt vorbeiziehen lassen. Zwei jungen Campern schenke ich eine Flasche Olivenöl und Müsli und reduziere somit das erste Mal mein Gepäck.

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Mittwoch, 18.Juli  / 97 km

 

Es hat die ganze Nacht geregnet. Ohne Regen gefrühstückt und abgebaut. Bevor ich in Bremen einlaufe, möchte ich mir noch das Künstlerdorf Worpswede ansehen. In Worpswede reihen sich erwartungsgemäß die Galerien aneinander. Auch im Zentrum des Ortes gibt es Kunst an jeder Ecke. Die freundliche Bäckerin, die mir das Puddingstück mit frischen Heidelbeeren verkauft, wundert sich, dass ich allein fahre. Nachdem ich ihr erzähle wo es lang geht, zeigt sie Verständnis, dass keiner mitfahren will. Es beginnt zu regnen, bis ich in Bremen bin. Die Anfahrt auf Bremen erfolgt auf einem tollen Radweg vom Norden in die Stadt. Ich fahre durch bis zum Rathausmarkt mit seinen Sehenswürdigkeiten. Heute ist Markttag. Am Stand mit chinesischem Essen gibt es - Hühnchen mit Gemüse und extla Nudeln für den Ladfahlel. Köstlich. Ich fahre über die Weser und rolle bei Sonnenschein mit Rückenwind und guter Laune entlang dem Weserdeich. Die noch klammen Radsachen vom Vortag werden jetzt auf dem Rad zum Trocknen verteilt, die Hose binde ich mir auf den Rücken. Geplantes Etappenende ist in Thedinghusen. Ich finde aber keinen Campingplatz und muss zurück nach Horstedt. Für ‘nen fünfer darf ich hier mein Zelt aufbauen. Direkt am Fluss, wo ich diese Zeilen schreibe.

Morgen wird´s hoffentlich trockener.

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Donnerstag, 19.Juli  / 95 km

 

Der Aufbruch erfolgt zwar in der Morgenstund, aber ohne Frühstück in meinem Mund  . Die selbstgekochten Nudeln (Knorr Nudeln mit Champignons in Frischkäse Sauce) vom Vorabend haben die Kohlenhydratspeicher gefüllt. Mein aus Erfahrung gewonnener Vorsatz – kaufe, wenn die Möglichkeit da ist – kann ich nicht anwenden, da kein Kaufmann, kein Bäcker und auch kein Schlachter am Wegesrand erscheinen. Bei der Überbrückung bis zum Brotkorb hilft mir jetzt das angebrochene Gel vom Vortag und ein Schluck Wasser. Schöne Stassen und das Wetter ist gut. In Martfeld finde ich eine meiner favorisierten LIDL Filialen. Hier gibt’s immer einen super Kaffee und leckere Brötchen. Ein Käsebrötchen lasse ich mir einpacken. Bei der Weiterfahrt wird das Verfranzen wieder aufgenommen. Vielleicht sind meine Radkarten von 1995 doch nicht die Erste Wahl. In Hoya treffe ich auf den Weserradweg. Erstklassige Wegbeschaffenheit und Ausschilderung. Das wird sich jedoch ständig ändern. In Marklohe gießt sich ein bayrischer Radfahrer gerade den Regen aus den Stiefeln und ich denke - Glück gehabt. Nachmittags flüchte ich vor einer schwarzen Wolkenwand an eine Hauswand. Geh in die Scheune, da bist Du geschützter, lädt mich der junge Landwirt ein. Ich geh in die Scheune. Glück gehabt. Die Schleusen gehen auf, das hat die Welt noch nicht gesehen. Sturm, waagerechter Starkregen, Donner, Blitzeinschlag in der näheren Umgebung, Feuerwehreinsatz. Hier in der Scheune nehme ich mir für heute vor, eine feste Unterkunft zu suchen. Zwei Stunden später scheint die Sonne. Diese Zeilen schreibe ich vom Campingplatz in Stolzenau, direkt an der Weser.

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Freitag, 20.Juli  / 117 km

 

Stolzenau. Ich stehe um 05:30 Uhr auf und die Sonne scheint. Was für ein Beginn. Kaffee kochen und nach dem Frühstück um 07:10 Uhr Aufbruch in Richtung Petershagen. Tolle Radwege und viele Tiere auf dem Weg, die wohl nicht damit rechnen, dass schon jemand unterwegs ist. Lange Zeit bin ich der einzige Mensch auf der Straße. Um ca. neun Uhr das erste freundliche Hallo eines Entgegenkommenden. Zweites Frühstück in Petershagen beim Bäcker und weiter nach Minden, wo eine riesige Baustelle den Weg versperrt. Hier wird eine neue Schleuse gebaut, die das Wasserstraßenkreuz Weser / Mittellandkanal entlasten soll. An diesem Wasserstraßenkreuz werden die Schiffe von der Weser auf den 13 Meter höher gelegenen Mittellandkanal gehievt. Weiter nach Barkhausen, um das Hermanns Denkmal an der Porta Westfalica zu bestaunen. Häufig bietet sich jetzt die Möglichkeit einer Fährfahrt auf die andere Seite der Weser. Diese kleinen an Seilen treibenden Gierseilfähren werden allein durch die Strömung bewegt. Heutiges Ziel ist Hameln. Mein Vorhaben in die Jugendherberge einzukehren verwerfe ich ziemlich schnell nach der Begrüßung am Empfang. Also wieder Campingplatz. Zelt aufbauen, Wäsche waschen und Hameln ansehen. Den Griechen am Campingplatz verlasse ich wieder wegen der unmöglichen Bedienung. Interessante Innenstadt mit gemütlicher Pizzeria und freundlich lachender Bedienung. Der Besitzer des kultigen Radladens in der Innenstadt, mit dem ich ins Gespräch komme, hat auch noch einige Tipps für mich auf Lager. Hier werden Radonneure und Liegeräder individuell für den Käufer aufgebaut. Sehr empfehlenswert.

 

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Samstag, 21.Juli  / 98 km

 

Frühstück gibt’s heute beim türkischen Bäcker. Nach einer Ehrenrunde (wird allmählich zur Gewohnheit) fahre ich weiter flussaufwärts bis in die Münchhausenstadt Bodenwerder. Hier war ich schon vor ein paar Jahren mit Kalle in der ´Perle der Weser´. Jetzt steht das Hotel ziemlich heruntergekommen zum Verkauf. Brötchen und Kaffee bei Penny. In Holzminden ist es 12 Uhr. Meine ´Regel´ um diese Zeit die 50 Kilometer erreicht zu haben habe ich um 15 km überschritten. Jetzt wie gewohnt meine mittägliche Kontaktaufnahme zu Finn, der zuverlässig meinen Blog pflegt und neben Moni mein kommunikativer Anker ist, was auch zu meiner inneren Ruhe beiträgt. Ich fahre weiter Richtung Höxter. Unterwegs schließt ein Rennradfahrer zu mir auf und ist erstaunt über die Menge meines Gepäcks. Wir fahren eine ganze Zeit zusammen. Endlich einmal Radfahrergespräche. In Höxter schaue ich mir die Stadt an und fahre gemütlich über Beverungen bis Bad Karlshafen. Das Wetter ist gut, der Campingplatz ist hervorragend. Hier gibt es sogar ab sieben Uhr Frühstück. Freue mich schon darauf. Die morgendliche Selbstverpflegung hält doch ein wenig auf. Ebenso das Auf- und Abbauen des Zeltes, das ich bei gutem Wetter aber nicht mehr missen möchte.

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Sonntag, 22.Juli  / 99 km

 

Aufbruch bei Bilderbuchwetter am frühen Morgen um 07:45 Uhr bei Sonnenschein. Nur über dem Fluss liegt noch der Nebel. Ein toller Anblick von dem teilweise höhergeführten Radweg. Lange Zeit bin ich allein unterwegs. Kein Wunder, es ist Sonntag. In Lippoldsberg setze ich mit der Fähre über. Vom Europa Radweg R1, der mich weiter südlich noch eine Weile begleiten wird, auf den Weserradweg. 15 Kilometer vor meinem Zwischenstopp in Hann. Münden wird es hügelig. Hier gibt es wieder Kaffee und Kuchen bei dem beliebten Bäcker, eine kleine Runde durch die Stadt und zu dem berühmten Punkt wo Fulda und Werra sich küssen. Damit ist es für mich mit der Weser auch gewesen. Immerhin bin ich vier Tage an diesem Fluss gefahren. Jetzt fahre ich weiter auf eben diesem R1 über Kassel, Fulda Brück, Cuxhagen zum Campingplatz in Büchenwerra. Die Wegbeschaffenheit ist bis auf einige Kilometer vor Kassel großartig.

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Montag, 23.Juli  / 100 km

 

Heute nach der Abfahrt in Büchenwerra fahre ich einen Kilometer und komme an einem Schild vorbei auf dem 11 % Steigung angekündigt wird. Solch einen Aufmunterer am Morgen hat man gern. Nach der Hälfte des Anstiegs steige ich ab uns schiebe, um die Beine zu schonen. Hinter der Kuppe folgt die Abfahrt an die Eder. Positiver Nebeneffekt – ich habe ein paar Kilometer gespart und rolle jetzt auf dem tollen Eder Radweg. Dann die Strecke von Zennern bis Zwesten mit den ersten dicken Wellen. In Zwesten werde ich wieder von einem freundlichen Radfahrer auf die Strecke geführt. Meine Karten kennen die kleinen Radwege nicht und die vierspurigen Bundesstraßen mit starkem LKW Verkehr gehen gar nicht. Diese Gattung ortskundiger Radfahrer treffe ich immer wieder. Dann geht es zur Sache. Die von mir ausgewählte Route führt über Gmünden an der Whora. Knackige Anstiege fordern mich und die Hitze nimmt zu. Auf dem Plateau ist´s wie auf der Alm mit Kuhgeläut und fetten Wiesen. Die überraschend einsetzende lange Abfahrt lässt mich wieder abkühlen. In Gmünden gönne ich mir einen Bienenstich, von dem ich dachte es seien vier Portionen, und ´nen Pott Kaffee. Zusammen 2,30 Euronen, - solche Preise gehen auch. Und es ist 12:30 Uhr, die Zeit zum Positionsabgleich mit Finn. Entlang der Whora fahre ich jetzt fühlbar flussabwärts auf dem guten Radweg R6. Die Route war eine gute Entscheidung. Den Campingplatz in Marburg erreiche ich nach 100 Kilometern. Eine wunderschöne Altstadt, in die ich incl. Fahrrad mit dem Aufzug gehoben werde. Diese vielen alten Häuser an der antiken Kopfsteinpflasterstraße versetzen mich wieder in eine andere Epoche. In einer virtuellen mittelalterlichen Rüstung stoße ich mit einem Paulaner Hefe Weißbier dunkel auf unseren Hochzeitstag an. – Prost Moni !

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Dienstag, 24.Juli  / 93 km 

 

Marburg ist sehr schön. Die Nacht auf dem Campingplatz war sehr laut. Schienenverkehr, Bundesstraßenlärm und ich weiß nicht was noch alles. Die ganze Nacht war es laut! Aber heute geht’s weiter auf dem Lahnradweg. Was ich mir als zum Wirtshaus an der Lahn dahinrollen vorstelle, trifft maximal auf 50 % des Weges zu. Ein ständiges Hin und Her zwischen Bundesstraße mit hoher Geräuschkulisse und grobem Schotteradweg an vielbefahrenem Schienenstrang. Oft werde ich auf Kosten des genüsslichen Radelns durch die Orte, um jede Kirche und an jeder Einrichtung vorbeigeleitet. Die Lahn sehe ich über weite Strecken nicht. Giessen! Die Ausschilderung fehlt, und ein junger ortskundiger Radfahrer muss auch sein Navi einschalten um mich ca. 5 Kilometer zum R7 zu lotsen. (Anmerkung Tagebuch: die ständige Streckenänderungen um durch kleine Ortschaften geführt zu werden nervt!!!) Über Wetzlar, Leun und Weilburg zum Campingplatz in Odersbach. Die letzten Kilometer vor Odersbach folgt der Radweg direkt der Lahn und ist gut zu befahren. Hier es ist ruhig.

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Mittwoch, 25.Juli  / 88 km  

 

Die Sonne scheint wieder bei meiner Abfahrt in Odersbach, und die Stille der letzten Radwegkilometer vom Vortag findet eine Fortsetzung. Ich rolle um die zweite Flussschleife herum und habe einen Fischreiher in ca. 10 Meter Abstand vor mir, der den Schnabel senkrecht nach oben hält, und ich sehe wie eine Schwanzflosse im langen Hals verschwindet. Während des Schluckens gelingt ihm mehr schlecht als recht eine Art ´Notstart´. Gerade in den Morgenstunden habe ich wirklich viele Begegnungen mit überraschten Tieren gehabt. Später am Tag sind sie doch vorsichtiger. Es folgen viele kleine Orte, die bei sommerlich blauem Himmel ihren ganz eigenen Charme versprühen. Limburg, Diez und Geilnau. Hier ist der Radweg noch im Bau! Den Hinweis, die Eisenbahn zu benutzen, weil die folgende Strecke für Fahrradfahrer nicht geeignet ist, hielt ich für übertrieben – jetzt nicht mehr. Holla, bis zu 15 % Steigung auf 1,5 Kilometer, und das mit dem ganzen Gepäck. Bei der Abfahrt achte ich darauf, dass die Felgen beim Bremsen nicht überhitzen. Ab Nassau wird der Lahn Radweg anspruchsvoller. Er führt durch ein stark welliges Waldgebiet am Kloster Ahnstein vorbei, und es geht rechts teilweise steil herunter. Jetzt bloß aufpassen. Kurze Zeit vorher musste ich über ein großes Betonrohr fahren, durch das ein Bachlauf in die Lahn geleitet wurde. Beim unkonzentrierten herunterrollen bin ich ´richtig´ dicht ans Ufer der hier tiefen Lahn gekommen. Aus dem Wald heraus stehe ich plötzlich in Bad Ems. Umringt von großen Bauten aus alter Zeit bin ich auf einem total hellem Platz vor dem alten Hotel Guttenberg. Was für eine Pracht. Im Zentrum, an der Lahn, befindet sich das Kurhotel mit der blitzsauberen und prächtigen Promenade. Ein älterer Herr erklärt mir, dass hier zwei Schlösser zusammengebaut wurden. Kurz hinter Bad Ems finde ich meinen Campingplatz an der Lahn in Fachbach. Schnitzel mit Pommes für ´nen Fünfer. Glück Auf! Morgen ist Moseltime. 

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Donnerstag, 26.Juli  / 104 km 

 

Am frühen Morgen ist es auf dem Campingplatz sehr still. Das Zelt ist das erste Mal trocken. Gestern war es trotz Sonnenschein pitschnass vom Morgentau, und somit um einiges schwerer (der Tourenfahrer entwickelt sich). Das selbstbereitete Frühstück und der frisch aufgebrühte starke Kaffee (für ´nen Becher Kaffee eine Hand Kaffeepulver) ist köstlich, der Primus bewährt sich täglich. Nach nur zehn Kilometern bin ich in Lahnstein. Hier fließt die Lahn ziemlich unspektakulär in den Rhein. Der bis hier dominanten Lahn schnürt sich beim Anblick des Rheines scheinbar die Kehle zu, und sie fließt jetzt ganz klein und bescheiden in den großen Fluss. Ein paar Kilometer fahre ich mit dem Rhein flussabwärts und kreuze ihn in Richtung Koblenz Zentrum. Die Promenade lässt erahnen, dass kräftig investiert wurde. Alles neu und hochwertig gepflastert und eine Seilbahn über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein. Koblenz war 2011 Austragungsort der Bundesgartenschau. Am Ende der Promenade, wo die Mosel in den Rhein fließt, ist das Deutsche Eck. Zu Füßen Kaiser Wilhelm I. treffen hier zwei beeindruckende Flüsse aufeinander. Jetzt befinde ich mich, durch zahlreiche Fahrrad- und Motorradtouren, auf bekanntem Terrain und rolle die Mosel flussaufwärts. Löf, Treis-Karden, Cochem. Jetzt ein dicker Eisbecher, und schnell über die Brücke, denn hier ist mir zu viel Rummel, Cochem ist vollgestopft mit Touristen. Weiter über Bruttig Fankel (meine Lieblingsrunde über Valwigerberg (10%) verkneife ich mir), und Bullay. Camping auf dem Bären – Camp. Hier treffe ich auf eine kölsche Familie, die die Ostsee kennt und von der Tour mehr wissen will. Sie laden mich zum Grillen ein. Heute unglaubliche Hitze, 38 Grad am Garmin.

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Freitag, 27.Juli  / 120 km  

 

Nun sitze ich auf einem Bade Steg in Trier und bade meine Füße in der Mosel. Der letzte Tag war wieder heiß. Glück gehabt, was wäre, wenn es immer geregnet hätte? Die Radwege entlang der Mosel haben sich stark verbessert. Nicht mehr so viel Grandwege, und stets gut Ausgeschildert. Der Moselradweg ist mir vertraut. Somit entfallen auch einige Halts an Sehenswürdigkeiten. Die Orte entlang des Radweges lesen sich wie eine Weinkarte. Zell, Piesport, Bernkasel und Kröv. Mein letzter Campingplatz in Trier liegt direkt an der Mosel neben der Römerbrücke. Da Finn die Organisation eines Mietwagens für die Rückfahrt perfekt erledigt hat, bleibt mir jetzt mehr Zeit für Trier mit dem Amphitheater, den Kaiserthermen, der Konstantinbasilika, der Porta Nigra und dem Dom, in dem ich ein kurzes Orgelspiel erleben darf. Eine für mich erlebnisreiche Radtour ist beendet. Für mich ist diese Form des Tourens eine neue interessante Erfahrung, die ich mir bewahren möchte. Ich fahre wohin und so lange ich möchte, und bin mit der Ruhe nach der Fahrt und dem einfachen Essen im Zelt glücklich.

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