German Crossing

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unsere Fahrt durch Deutschland



1197 Kilometer, Fahrzeit: 48:52, 7080 Höhenmeter,24,5 Km/h


Am Sonnabend dem 23. August 2003 war es endlich soweit:
12 Radsportler haben per Rennrad, Deutschland von oben nach unten durchquert. Von mir lange geplant, trafen sich die Rennradler am
Samstagmorgen vor dem Gemeindehaus in Oeversee, um die insgesamt

1196 km quer durch Deutschland führende Fahrradtour in Angriff zu nehmen. Über insgesamt 7 Tagesetappen ging es über Rotenburg (Wümme),
Bodenwerder, Rothenburg a.d. Fulda, Lohr am Main,Schwäbisch Hall, Sigmaringen nach Friedrichshafen am Bodensee.

Viele Flussläufe wie Weser, Fulda, Sinn, Main und Donau prägten

den Verlauf der Reise .Begleitet von einem Fahrzeug, das für Verpflegung, Ersatzteile und Kleidung sorgte, erlebten die Radfahrer in der Superzeitlupenversion die Veränderung der Landschaft und der

Sprache unseres Heimatlandes. Übernachtet wurde in Jugendherbergen.
Gemeinsames Abendessen im Anschluss der Etappen nach
Absprache (Pasta Party). Die Tour wurde nach bevorzugten Fahrradstrecken geplant und verlief überwiegend entlang wenig befahrener Straßen.


Samstag, 23.08.03
1. Etappe: Oeversee – Rotenburg/Wümme
233 Tageskilometer, Fahrzeit: 8:23, 402 Höhenmeter, 27,0 Km/h
Treffen: 06.30 Uhr in Oeversee. Start: 06:52 Uhr in Richtung
Süden. Wetter ist gut. Alle haben gute Laune und sind
gespannt. Bei aufgehender Sonne fahren wir in Richtung
Nord–Ostsee-Kanal. Walter fährt im Begleitfahrzeug zunächst
hinterher. In Breiholz verabschiedet sich Hans, der uns bis
zur Fähre begleitet hat. Hinter dem Kanal bei der ersten
Möglichkeit gleich verfahren - kein Hinweisschild. Mit kleinem
Umweg entlang der Stör weiter in Richtung Elbe. Picknick auf
der Elbfähre Glückstadt -Wischhafen. Durch die Elbmarschen
an Obstplantagen vorbei nach Stade und Harsefeld. In
Harsefeld die ersten Defekte. Schaltzug gerissen und Platten.
Unsere erste Jugendherberge in Rotenburg. Auch das
Bettenmachen will gelernt sein.

 

Sonntag, 24.08.03
2. Etappe: Rotenburg/Wümme – Bodenwerder
165 Tageskilometer, Fahrzeit: 6:26, 814 Höhenmeter, 25,6 Km/h
Abfahrt Jugendherberge Rothenburg um 08:57 Uhr, Die erste Nacht in der Jugendherberge gut geschlafen. Heute bleibt es noch flach.

Die ersten Kilometer machen wir 30ger Schnitt auf langen Geraden.

Es rollt. In Neustadt am Rübenberge die erste große Rast.

Eis, Kuchen und Kaffee, das kommt gut. Eine Stunde danach im
Egestorf der Anstieg zur ersten Bergwertung. Der Deister 300m über NN.

Hier zeigt sich das erste mal, wer Virenque am Nächsten kommt.

1. Marc, 2. Marvin, 3. Karl. Danach Abfahrt nach Bad Münder, wo Robert seinen ersten Ortschildsprint gewinnt. Durchs Wesergebirge schlängeln wir uns zu unserer Jugendherberge in Bodenwerder. Die Zufahrt zur
Jugendherberge ist eine löchrige Teerdecke mit bis zu 14 % Steigerung.
Bergankunft !!!

Unsere abendliche Suche nach einem Restaurant endet bei einem

Italiener in Bodenwerders schöner Einkaufsstraße.

Die Bedienung wundert sich, was manche Menschen essen können.

23.00 Uhr Gute Nacht !

Montag, 25.08.03
3. Etappe: Bodenwerder – Rotenburg/Fulda
180 Tageskilometer, Fahrzeit: 7:42, 1335 Höhenmeter, 24,3 Km/h
Abfahrt Bodenwerder 09:12 Uhr. Wir suchen uns den Weg
entlang der Weser. Das hält zwar ein wenig auf, ist aber
schöner. Nach 15 km zeigt meine Karte eine Abkürzung zum
Flussverlauf. Rechts ! Rufe ich, und alle folgen.
Ich höre noch wie Lutz „Cheffe“ sagt und sehe das Schild 13
%. Kürzer ist es, aber trotzdem muss ich mit der ständig
wiederkehrenden Bemerkung „Abkürzung was?“ bis zum
Ende der Reise leben. Der Weserradweg ist schön
ausgebaut, mit Rennrädern jedoch teilweise schlecht zu
befahren. In Hann. Münden haben wir fast 100 km Weser
hinter uns. Walter wartet. Zeit für Eis, Kuchen, Kaffee. In der
Historischen Innenstadt gibt es für Geld bombastische
Eiskreationen. Das bringt Power und kühlt den Körper. Nach
einer Stunde geht’s weiter über den Stauffenberg. Da ich
den „ kleinen Weg“ diesmal nicht finde, fahren wir über den
Autobahnzubringer. Walter dicht hinter uns, und ganz, ganz,
ganz viele andere auch. Ich muss keinem der Akteure
sagen, dass wir in den Kassler Bergen sind. Trotzdem ist die
Strecke durch die einsamen Höhen bei strahlendem
Sonnenschein sehr eindrucksvoll. Überhaupt meint das
Wetter es gut mit uns, überwiegend Sonne und der Wind aus
NW. Gegen 17:30 Uhr sind wir endlich wieder an der Fulda
und nach einigem Suchen finden wir auch den geplanten
Weg zu unserer Jugendherberge in Rotenburg. Nach dem
Verlassen der Jugendherberge am nächsten Tag weiß ich,
dass die teuerste Jugendherberge auch die Schlechteste sein
kann. Nähere Ausführungen erspare ich mir.

Dienstag, 26.08.03
4. Etappe: Rotenburg/F. – Lohr/Main
167 Tageskilometer, Fahrzeit: 6:57, 1188 Höhenmeter, Km/h 24,0
Abfahrt 08:54 Uhr. Wetter sonnig. „Heute wird’s die
Flussetappe“ sage ich ! Wir fahren aus dem Ort und schon
wieder geht’s rauf. Zehn Minuten nach dem Start läuft der
Schweiß wie aus Eimern. Aber Conny und die Jungs sind bei
Laune. Im übrigen harmoniert die Truppe erstaunlich gut.
Karl, Klaus, Kay und ich vom RSC Oeversee, Lutz von den
Kattenbergern, Conny und Marvin vom RSV Husum und
Marc, Robert, Wolfgang und Oliver ohne Mitgliedschaft. Und
nicht zu vergessen Walter unser Fahrer, den nichts aus der
Ruhe bringt, auch wenn wir mal wieder ganz woanders
erscheinen als von ihm erwartet. Mit dem Handy ist so etwas
natürlich ganz prima zu auszuregeln. Die heutige
Flussetappe ist eine Fahrt wie aus dem Bilderbuch. An der
Fulda bis Schlitz. Dann Großenlüder – Bimbach lässt grüßen
– geht’s über Umwege (Baustelle und „da könnt IHR nicht
fahren“) nach Jossa ins Sinntal. Die Bauarbeiter vor der
gesperrten Straße nach Jossa haben ein Herz und lassen
uns durch. Zwischen Planierraupen und Schwertransportern
fahren wir über den frisch gewalzten Schotter in den Ort.
Es hat sich gelohnt. Die Landstraße über Ober-, Mittel- und
Burgsinn nach Gemünden ist traumhaft. Wir sehen den Main
und fahren die letzten Kilometer direkt am Flussufer zu
unserer Jugendherberge in Lohr.

Mittwoch, 27.08.03
5. Etappe: Lohr/Main – Schwäbisch Hall
162 Tageskilometer, Fahrzeit: 6:47, 908 Höhenmeter, 23,9 Km/h
Abfahrt um 08:52 Uhr. Hinunter an den Main und den Fluss
entlang. In Markt Heidenfeld erst einmal Verpflegung
aufnehmen. Hier sind die Kuchen billig – alle bunkern, wer
weiß was kommt. Dann weiter am Main bis Wertheim.
Hier fahren wir ab ins Taubertal. In Bronnbach wird unsere
Gruppe von einem Mercedesfahrer geschnitten, der dann
auch noch auf der Straße stehen bleibt. Aufregung, Gestiken,
-wir fahren weiter. Nach einem Kilometer steht der Mann mit
dem Auto wieder vor uns. Marc, unser Body-Builder hält an,
legt seine Hand in seinen Nacken und lässt den Bizeps
zucken. Auf die Frage, ob etwas sei, beteuert der Mann:
“Alles bestens, alles o.k.!“ Der Tauber-Radweg ist schön zu
fahren und sehr gut ausgeschildert. In Tauberbischofsheim ist
es wieder soweit: Eis, Kuchen und Kaffee. Dann weiter bis
Bad Mergentheim an der Tauber und hinüber nach Dörbach
entlang dem Jagst bis Langenburg. Ab Braunsbach am
Kocher bis nach Schwäbisch Hall. Zur schönen alten
Jugendherberge geht’s durch die Stadt natürlich wieder
bergauf. Morgen wird’s ernst!

Donnerstag, 28.08.03
6. Etappe (die Königsetappe):
Schwäbisch Hall – Sigmaringen
208 Tageskilometer, Fahrzeit: 9:10, 1911 Höhenmeter, 22,4 Km/h
Wecken 7.00 Uhr, Die Nervosität vor dem Start ist fühlbar,
heute kommt die Königsetappe durch die Schwäbische Alb.
Wir starten um 8.40 Uhr. Der Fahrradweg nach ca. 15
Kilometern entpuppt sich als sehr grobe Schotterpiste mit 15
% Gefälle. Das war´s denkt jeder und versuch das Rennrad
auf dem Weg zu halten. Glück gehabt, Alle sind heil und nach
einem Kilometer fahren wir wieder auf Teer. 15 Kilometer
weiter in Fichtenberg antwortet ein Einheimischer auf die
Frage nach dem Weg mit „des geht net mit dem Rennrad“.
Also zurück und einen neuen Weg suchen. Sehr schönen
Weg über Hintersteinberg nach Alfdorf gefunden. Ich nehme
mir vor jetzt gleich die „dicken Straßen“ zu fahren. Die
dünnen Wege auf meinen Karten sind zu oft nur für
Mountainbikes. Unsere Fahrt führt weiter über Maitis hoch
hinauf nach Hohenstaufen. Oben auf der Anhöhe erwartet
uns Walter und ein wunderschöner Blick übers die
Schwäbische Alb. Abfahrt über Göppingen nach Schlat.
Wasserburg steht auf der Karte. Vor uns geht die Straße wie
eine Sprungschanze . Für LKW gesperrt !? was bedeutet das??? Verdammte Kiste, jeder beißt sich am Lenker fest und
drückt. „Wir sind bald an der Donau“. Einige steigen
vom Rad und schieben im oberen Bereich der Steigung. Ich bekomme

uns gerade noch hochgedrückt, das Rad und mich.

Oben fotografiert Robert die Bergankunft und ich versuche
vergeblich zu Lächeln. Hier steht auch das Schild – 18 % Gefälle. Alles klar. Alle liegen, 80 km gefahren und
verdammt weit noch. Jetzt wird’s bald flacher. Die paar km
mit 8 % Steigung in Drackenstein werden gemeinsam
erklommen. Dann kommt die Fahrt auf einer Hochebene mit
Abfahrt nach Blaubeuren. Pause. Walter wartet: Eis und
Kuchen, Wasser tanken. Gleich weiter, heute haben wir keine
Zeit. Schelklingen, Ehingen, wenn man nur nicht immer den
Weg suchen müsste. Wir sind an der Donau. Jetzt fahren wir
„nur“ noch Donau-Radweg.
Hier ist die Donau noch recht jung und schmal. Der
geschotterte Radweg ist auch mit dem Rennrad noch gut zu
befahren. Es reagiert mittlerweile übrigens niemand mehr bei
Schotterpisten, (halt ! umkehren mein Rad ....) Mayen - Ein
freundlicher Radfahrer begleitet uns nach Scheer und steigt
erschöpft aus. Es wird dunkel und wir fahren Tempo über den
geschotterten Waldweg. Wolfgang sieht nichts mehr. Seine
Rennradsonnenbrille mit 5,5 Dioptrien schränkt das Sichtfeld
zu stark ein. Er orientiert sich an dem Diodenrücklicht von
Lutz, das uns wie ein Glühwurm durch die Nacht leitet. Es ist
mittlerweile stockdunkel und wir sind in Sigmaringen. Aber wo
ist die Jugendherberge? Walter anrufen – er ist schon dort.
Walter fährt sofort los und nach einiger Zeit hat er uns
gefunden. Mit der Hilfe eines jungen Türken werden wir zu
Jugendherberge geleitet. Der junge Mann fährt mit
eingeschaltetem Warnblinker voraus. Walter fährt mit
Fernlicht hinterher und dazwischen 11 Radfahrer. Was
denken wohl die Leute in Sigmaringen als wir die letzten 3 km
durch die Stadt fahren und natürlich wieder mit heftigem
Schlussanstieg um 21.30 Uhr die Jugendherberge erreichen?
Wir sind da, aber es gibt nichts mehr zu essen. Beim letzten
offenen Shop wird Pizza gekauft. Bier und Cola von der
Tanke. Um 23.00 Uhr gibt’s Abendbrot. Alle sind platt –
morgen wird’s leichter !!!

Freitag, 29.08.03,
7. Etappe: Sigmaringen - Friedrichshafen
82 Tageskilometer, Fahrzeit: 3:30, 463 Höhenmeter, 23,4 Km/h
Start locker vom Hocker um 09:07 Uhr zur letzten Etappe.
Erstmals regnet es. Von der Jugendherberge hoch oben
durch die Stadt. Anstieg zum Wildpark und über Göggingen,
Wald und Herdwangen, wo erstmals unser Ziel, der
Bodensee, in der Tiefe erscheint. Es folgt eine lange Abfahrt
nach Überlingen zum Bodensee. Und auf einmal ist es da,
dieses erhebende Gefühl sein Ziel erreicht zu haben. Wir
stehen mit dem Vorderrad um Ufer und schauen uns an.
Robert, Marvin und Mark springen in den Bodensee. Marc mit
Helm. Die Touristen wundern sich über die Radfahrer hier.
Die restlichen 20 km fahren wir entlang des schönen
Bodenseeradweges nach Friedrichshafen. Als krönenden
Abschluss besuchen wir die Eurobike, die an diesem
Wochenende stattfindet. Es wird einige Tage und Wochen
dauern, bis jeder sein „German Crossing“ für sich verarbeitet
hat. Die Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrung aus dieser
Fahrradtour durch Deutschland werden jedoch bei jedem
Mitfahrer haften bleiben und eine persönliche Bereicherung
darstellen.